Die Bundesliga-Mannschaft der U19 des FC Ingolstadt nutzte das Sportgelände des FC Unterafferbach zum Abschlusstraining vor dem Ligaspiel beim FSV Frankfurt. Trainer Roberto Pätzold und Co-Trainer Thomas Karg standen für ein Interview zur Verfügung:

• Wie kommt es, dass Sie als Bundesligamannschaft eine Trainingseinheit auf einem Dorffußballplatz einlegen?
Zum einen war es natürlich eine pragmatische Lösung für das Abschlusstraining auf der Reise nach Frankfurt. Unser Kapitän Tim Kraus kommt von hier und hat diese Option angeboten. Wir nutzen das gerne. Zum zweiten entspricht es auch unserer Philosophie, dass unsere Spieler Eigenverantwortung übernehmen, Lösungen zu suchen. Und schließlich ‚Back to the roots‘ – das Wesentliche geschieht auf dem Platz. Die Wurzeln des Fußballs und vieler unserer Spieler, die von kleinen Vereinen kommen, wollen wir nicht verlieren.

• Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Eigenschaften – neben fußballerischem Talent – um in der Bundesliga erfolgreich zu sein?
Mentalität, Fleiß, Ehrgeiz sind unabdingbar und entscheidend. Immer etwas mehr machen im Training und in der Lebensführung und vor allem konstant fokussiert bleiben. Das ist entscheidend.

• Wie wichtig erscheint Ihnen die Rolle der Eltern und was wünschen Sie sich von den Eltern?
Bei uns in der U19 sind die Eltern eigentlich nicht mehr ganz so relevant.
Wir erwarten, dass die Jungs eigenes Urteilvermögen entwickeln. In den jüngeren Mannschaften erwarten wir vor allem eine vernünftige Selbstreflexion für die Kinder. Eine subjektive, oft einseitig positive Beurteilung des eigenen Sohnemannes ist nicht hilfreich. In der Erziehung sollten Eigenschaften wie Disziplin oder auch Höflichkeit gefördert werden.

• Wie beschreiben Sie den Unterafferbacher Tim Kraus?
Tim ist einfach super professionell und super ehrgeizig. Er bringt Führungskompetenzen mit und auch eine sehr soziale Grundhaltung. Er macht sich viel Gedanken über Fußball und hinterfragt viel. Da er immer sehr selbstkritisch ist, hat er sich auch kontinuierlich weiterentwickelt. Nicht umsonst ist er unser Kapitän.

• Wie beurteilen Sie den Einfluss des inflationären ‚Profifußballgeldes‘ auf die Entwicklung der Jugend – eher hilfreich oder schwierig für Ihre Arbeit?
Diese Summen in der absoluten Spitze sind ja nicht mehr greifbar, auch aus moralischer Sicht schwierig. Natürlich profitieren aber alle ein Stück weit von dieser Entwicklung bis in den Jugendbereich hinein. Es kann aber auch hinderlich sein. Wenn schon im jungen Alter hohe Summen verdient werden, die im Einzelfall dazu führen können, zu früh ‚satt‘ zu sein. Schon zwei, drei Prozent weniger an Fokussierung und Fleiß können die Entwicklung stagnieren lassen.

• Warum empfehlen Sie talentierten Jugendlichen den FC Ingolstadt?
Wir haben in Ingolstadt ein sehr familiäres Umfeld und vor allem ein sehr gut abgestimmtes Ausbildungskonzept. Nur ein Beispiel: Wir legen auch viel Wert auf eine gute Physis. Dazu steht z.B. der Kraftraum der Profis zur Verfügung. Ein weiterer großer Vorteil: Als eher kleinerer Verein im Profibereich können wir viel mehr auf die individuelle Förderung jedes Spielers eingehen als bei den ganz Großen wie den Bayern oder Dortmund. Deshalb nehmen wir auch gerne Talente aus kleinen Vereinen.

• Haben Sie einen guten Rat an einen Dorfverein im Allgemeinen und den FCU im Besonderen?
Ganz wichtig ist, die Jugendarbeit hochzuhalten! Gerade auch junge Spieler aus der 1. Mannschaft schon als Trainer zu engagieren, hilft dabei. Den Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, in möglichst vielen Varianten Sport zu treiben, halten wir für wichtig. Und genauso wichtig ist es, das Vereinsleben aktiv und am Leben zu halten, Gemeinschaft im Sportheim zu schaffen.

Die Fragen für den FCU stellte Manfred Fleckenstein